Ein Felsenmeer voller Zwerge und Riesen

Das nationale Geotop birgt viele Geheimnisse

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Viele Sagen ranken um das Felsenmeer in Hemer.  Eine Sage erzählt davon, dass sich im heutigen Gebiet um den Sundwiger Wald in grauer Vorzeit Zwerge niedergelassen haben. Sie suchten - ganz nach Zwergenart - unter den Felsen nach Gold, Silber, Edelsteinen und anderen edelen Metallen und fanden sie offensichtlich auch. Der berühmte Zwergenkönig Alberich soll angeblich der Herr über all diese Schätze gewesen sein. Nun hörten die benachbarten Riesen von dem Reichtum der Zwerge und machten sich auf, die Felsenburg der Zwerge zu plündern. Die Zwerge konnten sich jedoch in den hintersten unterirdischen Gängen vor den Riesen verstecken, während die Riesen nur bis in die große Felsenhalle kamen. Plötzlich sprach Alberich einen Zauberspruch, die Decke der Felsenhalle stürzte ein und begrub die gierigen Riesen unter sich. Seit diesem Ereignis befindet sich an dieser Stelle das Felsenmeer. Wer aufmerksam und wachen Auges durch das Felsenmeer spaziert, der wird im "Paradis" vielleicht noch den Grabstein einer der Riesen finden können.

Inspirierende Kulturlandschaft

Nicht nur die natürliche Verwitterung, sondern auch der jahrhundertelange Bergbau auf Eisenstein haben das Gebiet des Felsenmeeres geformt. Die Eisenerze aus dem Felsenmeer waren mit ein Grundstein für die Entwicklung der Metallverarbeitung im Gebiet um Hemer, Sundwig, Iserlohn.

Konnte der Besucher bis vor etlichen Jahren noch frei das Gelände betreten, so ist das Gelände des Naturschutzgebietes heute nur noch auf den ausgewiesenen Wegen zu betreten. Aus Sicherheitsgründen sollte sich zwingend Jeder daran halten. Dadurch wird auch die empfindliche Tier- und Pflanzenwelt in diesem Geotop geschützt. Aber eine freischwebende, wellenförmige Brücke erlaubt dem Besucher ganz eigene Einblicke auf das Gelände.
Das diese Landschaftsformation die Phantasie anregt, zeigt die Sage, die malerischen Beschreibungen und die vielen aussagekräftigen Fotos, die sich in vielen Online-Foren finden.
Das Felsenmeer ist auf den ausgewiesenen Wegen jederzeit zugänglich. An den Eingängen zum Felsenmeer befinden sich Info-Tafeln. Ein Panoramaweg führt zu beeindruckenden Aussichtspunkten.

Im Felsenmeer unterirdisch abtauchen

Verwunschene Landschaft und Romantik pur

Eine schöne Beschreibung des Felsenmeer findet sich bei Levin Schücking und Ferdinand Freiligrath, Das malerische und romantische Westfalen:
„Die Straße läuft anfangs in einem Erd-Einschnitt, steigt dann empor, und plötzlich hebt sich wie eine Springflut, die im Weiterrauschen versteinert ist, aus dichtem Gebüsch die Wogenbrandung des Felsenmeers uns entgegen; eine tiefe Einsenkung des Bodens mitten in der Feldfläche umfasst im Umkreise einer halben Stunde wirre wilde Massen von dinkelgrauen Felsen, die wie Löwen sich übereinander geworfen haben und ruhen, oder schroff, wandsteil emporstehen. man gewahrt in den zackigen Rissen und Brüchen, wo sie wie durch Beilschläge auseinandergeklaubt sind, das Wirken einer mehr als riesenhaften Kraft; und dennoch diese Stille, diese Öde bei so viel Kraft, bis man sonst nicht ohne helllautes lärmendes Leben sich denken kann. … Der tiefe Grund des Felsenmeeres, zu dem man eines Ariadnefadens bedarf, um sich hineinzuwagen durch die Irrgänge der Massen, die oft vielhäuptig wie Höllenungeheuer in den Weg sich stellen, um die gefahrdrohenden verschütteten Eisengruben herum, an tiefaufklaffenden Schlünden her. Es ist eine eng zusammen geklemmte Grotte, zu der man endlich gelangt; es gehört Mut dazu, den verlassenden Eisenschacht zu befahren, nur bis an den Rand der dunklen grundlosen Tiefe, die am Ende der Grotte vor uns aufgähnt; zerreibt nur ein kleiner Stein, verschiebt nur eine Kante der Felsstücke sich, dann malmt der ganze grausige Bau uns über dem Haupte zusammen. Ich wüsste nicht, was in unserm Land an Wüstheit dem Felsenmeer an die Seite zu stellen wäre; aber wie fast immer hat auch hier die Natur mildernde Schleier sich über das starrende Antlitz geworfen; ... sie steckt ihn … hinter das üppige Wachstum, das mit Stauden und Kräutern und Moosen zu überdecken strebt, was es erreichen kann. Um einzelne Felsstücke klammern sich mächtige Wurzeln und ziehen mit krausen Geäst an den steilen Wänden herunter, bis sie den Grund gefasst haben, aus dem sie Nahrung für die oben auf dem Scheitel stolz und hoch prangende Buche saugen. – Das Felsenmeer ist nicht allein von der Natur gebildet; es ist ein nach allen Seiten und Tiefen hin von Fluten sowohl als später von Eisenerz suchenden Menschen durchwühltes Kalksteinlager.“
(Levin Schücking und Ferdinand Freiligrath, Das malerische und romantische Westfalen, 4. Auflage, Paderborn 1898, S. 360f.)

Ab ins Felsenmeer und im mystischen Wald baden

"Der schwarze Höllenschlund" - Das Felsenmeer im Schauerroman?

"Das »Felsenmeer« unweit Menden zum Beispiel, ein Tal, wo Riesen mit wüsten Felswürfeln gespielt zu haben scheinen – und die Bergschlucht unter der Schloßruine und der bekannten Tropfsteinhöhle Klufenstein dürfen unbezweifelt einen ehrenvollen Platz im Gebiete des Wildromantischen ansprechen; sonderlich das letzte und eben diese starr gegeneinander rückenden Felswände, an denen sich der kaum fußbreite Ziegenpfad windet – oben das alte Gemäuer, in der Mitte der schwarze Höllenschlund, unten im Kessel das Getöse und Geschäum der Mühle, zu der man nur vermittels Planken und Stege gelangt, und wo es immer dämmert – sollen den weiland viel gelesenen Spieß den Rahmen zu einem seiner schlimmsten Schauerromane (ich glaube die Teufelsmühle im Höllental) geliefert haben. – Doch sind dieses Ausnahmen, die Landschaften durchgängig sanft, und sie würden, ohne die industrielle Regsamkeit ihrer Bewohner, entschieden träumerisch sein. Sobald wir die Fläche überschreiten, verliert sich indessen das Milde mehr und mehr, und bald begegnet es uns nur noch in einzelnen, gleichsam verirrten Partien, die uns jetzt durch ihre Seltenheit so überraschend anregen, wie früher die kühneren Formen, von denen wir fortan durch tagelange Wanderungen fast übersättigt werden. "
Annette von Droste-Hülshoff: Bilder aus Westfalen, 1840 - Kapitel 1: http://gutenberg.spiegel.de/buch/bilder-aus-westfalen-2841/1

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