Von Elberfeld kommend übernahm Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio, auch bekannt unter den Pseudonymen „Dorfschulmeister Wedel“ und "Wilhelm von Waldbrühl“, im Jahre 1858 erneut eine weitere Tätigkeit als Erzieher, und zwar in der Familie Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Post (1798-1865) in Wehringhausen bei Hagen. Zuccalmaglios ehemaliger Zögling, Frau Hedwig Osthaus verw. Cramer geb. Post, berichtet im nachhinein über seine Lehrmethoden und sein loyal-redliches Verhalten seinen Schülern gegenüber. Sie zeigte aber auch Grenzen seiner Lehrmethodik auf.
„Mein Vater Friedrich Wilhelm (1798-1865) konnte sich noch immer nicht entschließen, Willy (Wilhelm 1852-1896) zur Schule zu schicken, uns so wurde denn ein Hauslehrer engagiert, der ihn, meine Schwester Agnes (1845-1874) und mich Hedwig (1847-1919), unterrichten sollte. Auf Empfehlung der Tante Kehrmann kam Herr von Zuccalmaglio in unser Haus. Er war schon ein älterer Herr, aber frisch und fröhlich von Gemüt und zu allen Scherzen aufgelegt. Er war lange in Russland Erzieher gewesen, war Professor der Naturwissenschaften. Durch ihn haben wir erst recht unseren Wald kennen und lieben gelernt. Wir machten fast täglich größere Spaziergänge mit ihm. Er erklärte uns das Leben von Tieren und Pflanzen des Waldes, wir suchten oft essbare Pilze und brachten große Beute in unseren Botanisierbüchsen heim. Auch aus Pflanzen des Waldes wurde Salat bereitet, und er war sehr gekränkt, wenn wir nicht alles essen mochten, was wir fanden. […]
Oft ließen wir uns im Walde nieder und zeichneten nach der Natur schöne Baumgruppen oder romantisch gelegen Mühlen und Bauernhäuser. Herr von Z. schriftstellerte viel, hat verschiedene Bücher herausgegeben, hauptsächlich Schilderungen und Geselligkeit, und bei jeder Einladung wurde er krank. Den Kontoristen unseres Vaters hielt er abends Vorträge über die Schädlichkeit des Rauchens und Trinkens.
Meiner Schwester und mir hielt er meist wissenschaftliche Vorträge, oder wir lasen deutsche und französische Dramen in verteilten Rollen. Häusliche Arbeiten wurden nicht gemacht, auch mit Grammatik, Rechnen etc. wurden wir nicht geplagt. So genossen wir mit Freuden unsere Freiheit. Zum Erzieher eignete sich Herr v. Z. für Willy durchaus nicht, seine vornehme, geduldige Art vermochte sich nicht den nötigen Respekt zu verschaffen, und Willy tat in gewohnter Weise alles, was er für richtig hielt. So zeigte es sich auch dann auch, dass es so nicht weitergehen konnte, und nachdem Herr v. Z. anderthalb Jahre bei uns gewesen war, musste Papa sich zu seinem größten Kummer entschließen, Willy nach Hagen in die Schule zu schicken.“
Bericht aus „Mein Judenland“, Aufzeichnungen von Hedwig Osthaus, Westfälisches Musikarchiv, Hagen, S. 31
Kleine Anmerkung: "Willy" - also Wilhelm Post hat 1892 für sich und seine Familie die Villa Post in Hagen-Wehringhausen (jetzt VHS Hagen) in einem großzügig angelegten Park ganz in der Nähe zu seinen Hammerwerken erbauen lassen.
Kein schöner Land in dieser Zeit,
als hier das unsre weit und breit,
wo wir uns finden
wohl unter Linden
zur Abendzeit, Abendzeit.
(1. Strophe)
In Altena an der Stadtgalerie Haus Köster-Emden ist stündlich
Kein schöner Land" als Glockenspiel zu hören (und zu sehen).
Hier die Gedenkplatte am Glockenspiel.